Montag, der 13. November. Sternzeit 06.12 h. Es ist ein typischer Montag, irgendwie kalt und nass (wie im November halt) wo ich nach dem Kaffeemachen und dem Teemachen für meine beiden Kinder, es irgendwie, obwohl weiterhin schlaftrunken, schaffe, ins Badezimmer zum Duschen zu gelangen. Gut, ein neuer Tag. Nach kurzem Überlegen, ob ich mir auch eine Rasur gönne, klopft es an der Eingangstüre. Der Unmut darüber steigt irgendwie automatisch in Einem hoch, das kann man schlecht beeinflussen so früh am Morgen. Gut, raus aus dem Badezimmer und zur Türe. Es ist noch finster draußen, aber ich erkenne die Person sofort, die mir meine heilige , aber benötigte Ruhe in der Früh raubt. Mein Nachbar, der anscheinend, trotz Pension, noch deutlich früher als ich aufsteht um seinen Tag zu beginnen, aber das ist eine andere Geschichte.
Er wedelt mit einer Zeitung herum und ist irgendwie ganz aufgeregt, so als ob er schon seit Stunden wach wäre. Er meint nur, dass ich wieder in einer Zeitung wäre und dass ich das unbedingt jetzt, und zwar meint er genau jetzt, lesen müsse. „Gut, okay, interessant, ja gerne, ja sicher-Danke-Wo? „, das sind meine Worte zu ihm. Nicht meine beste je geführte Konversation, aber eben heute meine erste dieser Art. Und für das nicht schlecht. Der Artikel, den er meint , den hat er bereits aufgeschlagen und mit seinem Zeigefinger markiert.
“ Österreichs beste Ärzte“ in Gesund und Fit, der Gesundheitsbeilage der Tageszeitung Österreich. Jeden Montag erschient diese an sich sehr gut gemachte Magazin, welches alle Themen der Gesundheit behandelt. Und dort wo sein Zeigefinger ist, da steht mein Name. Gereiht unter den besten Ärzten in Österreich. Rubrik Zahnärzte! Ok, ich gehöre also zu den besten Zahnärzten in Österreich . Irgendwie aber auch lustig, denke ich mir, nachdem ich einen Blick darauf geworfen habe, da mir das niemand gesagt hat oder mir vorher mitgeteilt hat. Und dann wäre es ja irgendwie schade, wenn man das selber gar nicht erfahren würde, wie es mir in den vergangenen Jahren ja schon oft gegangen ist. „News“, „Format“, „Trend“, „Gewinn“ , „NÖN“, „Docfinder“ ,“ Leadingimplantcenters“ und noch irgendwo in irgendeiner Zeitung, alles diese Zeitungen und Organisationen haben in den letzten Jahren gemeint , aber eben auch geschrieben, dass ich eben soooooo super wäre. Aber ich selber habe es nie von alleine entdeckt oder gelesen, eben weil mir, und wahrscheinlich auch den anderen Ärzten in Österreich, das niemals mitgeteilt wurde. Gut, aber dafür hat man ja seine Nachbarn oder eben auch Freunde, Bekannte und , nicht zu vergessen, Patienten, die mir das dann immer sagen, meistens persönlich mit fein ausgeschnittenen Artikeln in einer Klarsichtfolie.
Sternzeit 06.20h. Ja, der Jahl ist jetzt tatsächlich munter. „Danke vielmals, danke, dass Sie mir das gesagt haben“, sage ich noch zum Nachbarn, immer noch den Artikel in meiner Hand haltend. Aber nicht mehr lange, denn die starke Hand des Anklopfers an meiner Türe entreißt mir mit sanfter Gewalt das Magazin, um sich umzudrehen, und noch leise “ Bitte schön“ zu sagen. Fort ist er. Die Zeitung zu sich nach Hause bringend. Irgendwie ist er glaube ich stolz auf mich mein Nachbar, obwohl er das nie sagen würde. Er sagt im allgemeinen eher wenig zu mir, redet eher kaum mit mir, aber ich glaube, beziehungsweise hoffe ich, dass er mich irgendwie trotzdem mag.
Rasur lassen wir heute aus, das mache ich morgen. Jetzt einmal Kaffee, das ist wichtig. Ja , man stellt sich die Frage, wie und warum man bei Zeitungen denn meint, dass ich und andere so gut wären. Wie stellen die das fest, woher diese Informationen? Solche Listen sind ja immer ein zweischneidiges Schwert. Viele dieser Namen, oft sehr bekannte Namen von Ärzten in allen Fachrichtungen, sind einfach bei den Besten, weil sie einfach wirklich gut, Nein, sogar sehr gut sind! Und dann gibt es immer Newcomer, das ist auch klar. Beim “ Gewinn“ war es irgendwie anders. Da hat man Ärzte gefragt, von welchen Kollegen ihrer eigenen Fachrichtung sie sich selber behandeln lassen würden. Und da war ich dabei, das war mir wirklich eine Ehre und da habe ich gefeiert, weil, wenn eigene Kollegen das sagen, ganz ohne Neid, dann zählt es für mich, zumal ich ja schon viele Ärzte und Zahnärzte behandelt habe.
Was halt immer das Problem ist bei all diesen Rankings für mich ist, ist Folgendes: Ich bin einer der wenigen und echt seltenen topausgebildeten Mund-,Kiefer-und Gesichtschirurgen in Niederösterreich. Ích bin Arzt, praktischer Arzt, Kiefer-Gesichtschirurg und nebenbei auch noch Zahnarzt, weil es notwendig ist zusätzlich auch eine zahnärztliche Ahnung zu haben , um Kiefer-und Gesichtschirurg werden zu können. Klingt blöd, ist aber so! Es gibt in Niederösterreich über 750 Zahnärzte aber eben nur 10 Kieferchirurgen, und einer von denen bin ich. Und immer werde ich bei den Zahnärzten gelistet und zu den Zahnärzten gezählt. Glauben Sie mir Eines, Sie wollen wirklich nicht von mir eine Plombe oder eine Wurzelbehandlung haben, glauben Sie mir das. Ich kann das alles nicht! Weil ich das nie gelernt habe, nie lernen musste! Auf der Zahnklinik war ich immer der, der Kieferchirurg wird. Und damit hatte ich gewonnen, weil niemand mir etwas beibringen wollte bzw weil alle sagten, dass der Jahl sowieso nie den Zahnarztberuf ausüben wird. Ich war eben nur auf der Zahnklinik wegen dieser blöden Vorschrift, sonst wäre ich dort niemals aufgetaucht. Und dort hatte ich das schönste Leben, meine besten 3 Jahre überhaupt! Spaß, Freude, Freunde und Eierkuchen- jeden Tag unterwegs,… ( Mehr wird nicht verraten- wieder ein anderes Thema!)
Und jetzt wieder einer der besten „Zahnärzte“, das tat einfach vor Jahren, bei der ersten Ehrung schon ein wenig weh tief im Inneren. Aber Patienten wissen um diese spezielle Geschichte der Kieferchirurgen einfach nicht Bescheid- für Patienten bin ich ein Zahnarzt. Das ist ein bissl so, wie wenn man zu einem keramischen Restaurator in der Kirchenrenovierungstechnik einfach Fliesenleger sagen würde. Oder einen akademischen Maler bitten würde den Hausflur grau oder gelb auszumalen.
Kiefer-und Gesichtschirurgen sind absolute Spezialisten auf dem Gebiet der Chirurgie. Sie haben die längste Ausbildung aller Fachärzte in Österreich und brauchen 2 Studien. Das sind absolute Spezialisten auf dem Gebiet der Knochenchirurgie ( deshalb besonders gute Implantologen) und der Gesichtschirurgie. Im Krankenhaus immer in Zusammenarbeit mit den HNO-Ärzten, den Unfallchirurgen, den plastischen Chirurgen und den Neurochirurgen. In der Ordination gibt es keine Notaufnahme mit Erstversorgung mehr, keine gemeinsamen OPs mit anderen Fächern, keine Gesichtstumoren mit Rekonstruktion, keine Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und keine zertrümmerten Schädel und Gesichter nach Motorradunfällen, Waldunfällen oder Schlägereien.
Was bleibt in der Ordination: Weisheitszähne, chirurgische Zahnentfernungen und eben : Zahnimplantate, das aber rasch, gekonnt, kompetent, erfolgreich und erfahren!
Sternzeit 06.30, meine Kinder kommen. Das sind meine Söhne, meine Gene! Warum? Weil auch sie beide das Schlaftrunken-Gen am Morgen haben. Eigentlich alles gleich bei uns, bis auf das Rasieren!
Genug, der Tag wartet. Heute volles OP-Programm. Halt „nur“ Zahnimplantate, aber das stimmt so nicht. Zahnimplantate sind für betroffene Menschen wichtig, sehr wichtig sogar. Ich liebe meine Arbeit und ich weiß, dass ich heute wieder einem komplett zahnlosen Menschen im Oberkiefer zu einer festsitzenden Zahnbrücke mit Lebensqualität und neuer Lebensfreude verhelfen kann. Und das zählt, nur das. Und nicht ob ich zu den besten „Zahnärzten“ gehöre. Und der Kaffee schmeckt, den ich nun endlich zu mir nehmen darf.